Hanf – eine Pflanze mit Geschichte
Hanf zählt zu den ältesten und zugleich vielfältigsten Nutzpflanzen der Welt; er spielte über Jahrtausende hinweg eine bedeutsame Rolle als Lebensmittel und Ölpflanze, als Faserlieferant mit äußerst beeindruckenden Eigenschaften und auch in der Medizin.
Seine bemerkenswerte Geschichte begann bereits vor über 12000 Jahren in Persien, wo Hanf als Kulturpflanze angebaut wurde: die Samen dienten als Nahrungsmittel und die Fasern zur Herstellung von Kleidung, Tauen, Seilen und Segeltüchern. In China wurde bereits vor Christi Geburt Papier aus Hanf hergestellt und im 13. Jahrhundert kam Hanf als Papierrohstoff auch nach Europa.
Die Nutzung von Hanf als Kulturpflanze spielte dann bis ins 20. Jahrhundert eine wichtige und äußerst bemerkenswerte Rolle:
- die erste Bibel von Gutenberg wurde auf Hanf gedruckt;
- das Tauwerk und die Segel der Schiffe, mit denen Kolumbus Amerika entdeckte, waren ebenfalls aus Hanf;
- in Amerika wurden die ersten Entwürfe der Verfassung sowie auch die Unabhängigkeitserklärung auf Hanfpapier unterzeichnet;
- und sogar die erste Jeans war nicht aus Baumwolle, sondern aus Hanf.
Erst mit der Industrialisierung änderte sich dies.
Das lag daran, dass die Hanfernte und auch die weitere Verarbeitung damals noch nicht maschinell möglich und daher äußerst zeitaufwändig und teuer waren. Hanf wurde damals im Textilbereich von der industriell leichter verarbeitbaren Baumwolle und in der Papierindustrie vom billigeren Rohstoff Holz abgelöst. Auch die später verfügbare maschinelle Hanfverarbeitung konnte diese Entwicklung – nicht zuletzt aufgrund der Entwicklung synthetischer Fasern – nicht mehr umkehren, zumal die Pflanze in den 1930er Jahren aufgrund ihrer zunehmenden Nutzung als Droge in Verruf geriet. Der Anbau von Hanf wurde dann in vielen Ländern verboten.
Im 2. Weltkrieg gewann Hanf durch die Rohstoffknappheit bei strapazierfähiger Bekleidung noch einmal kurz an Bedeutung; nach Kriegsende war die Ära von Hanf als Nutzpflanze allerdings endgültig vorbei. Nutzhanf ist dann für einige Jahrzehnte fast bedeutungslos geworden – erst in den letzten Jahren hat das Interesse an dieser Pflanze wieder stärker zugenommen.
Seit den 1990er Jahren erlebt die Hanfpflanze als Nutzpflanze quasi ein Revival.
Die Verbote für den landwirtschaftlichen Anbau für Nutzhanf wurde in vielen Ländern aufgehoben und die besonderen Eigenschaften der Hanffasern – sie sind außergewöhnlich elastisch, reißfest und haltbar – führten in technischer, ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht dazu, dass Hanf in einer Vielzahl von neuen Anwendungsfeldern und Märkten Einsatz gefunden hat. Hanffasern finden nun etwa ihr Anwendung als Dämm- und Isolierstoffe und als Grundlage für zahlreiche Textil- und Papierprodukte gleichermaßen wie für Textilien für Auto-Innenverkleidungen in der Automobilindustrie sowie in naturfaserverstärkten Kunststoffen.